Skip to main content
Home » Gesund im Alter » Inkontinenz im Alter – muss das denn sein?
Gesund im Alter

Inkontinenz im Alter – muss das denn sein?

Der Umgang mit Inkontinenz im Alter kann eine Herausforderung sein, aber es gibt zahlreiche Möglichkeiten, wie Betroffene ihren Alltag besser bewältigen und ihre Lebensqualität erhalten oder verbessern können.

Prof. Dr. med. Annette Kuhn

Chefarzt-Stellvertreterin

Gynäkologie/Geburtshilfe FMH
Schwerpunkt operative Gynäkologie und Urogynäkologie
Leitende Ärztin Zentrum für Urogynäkologie
Frauenklinik, Inselspital

Inkontinenz bezeichnet unwillkürlichen Harn- oder Stuhlverlust; die Ausscheidungen können nicht kontrolliert werden. Angesichts des physiologisch stattfindenden Muskelabbaus im Alter steigt die Wahrscheinlichkeit, an Inkontinenz zu erkranken.

Schätzungen zufolge leiden in der Schweiz circa 500’000 Menschen an Inkontinenz, wobei die Dunkelziffer aufgrund von Scham und fehlender Diagnose vermutlich höher liegt. Etwa zwei Drittel der Betroffenen sind Frauen, aber auch Männer sind durchaus betroffen.

Trotz des hohen Auftretens von Inkontinenz im Alter ist das Thema in unserer Gesellschaft häufig mit Scham und Unverständnis behaftet. Dies führt dazu, dass Betroffene ihre Beschwerden oft verheimlichen und keine medizinische Hilfe suchen.

Alterungsprozesse und deren Einflüsse auf die Blasen- und Beckenbodenfunktion

Am Beckenboden stirbt pro Tag etwa eine Muskelfaser ab, was zu einer Schwächung desselben führen kann und Inkontinenz begünstigt. Auch an der Blase kann es altersbedingt Veränderungen geben, die eine Inkontinenz begünstigen.

Zu weiteren Risikofaktoren zählen Prostataerkrankungen, Harnwegsinfekte, Rauchen, Übergewicht sowie Erkrankungen, die die Nervenbahnen beeinträchtigen, die für die Steuerung von Blasen- und Schliessmuskelfunktionen verantwortlich sind.

Behandlung

Die Wahl der Behandlung hängt von den individuellen Bedürfnissen und dem Schweregrad der Inkontinenz ab. In vielen Fällen können konservative, nichtinvasive Methoden bereits eine signifikante Verbesserung der Symptome bewirken. In schweren Fällen oder wenn konservative Behandlungsmethoden nicht ausreichend wirken, können chirurgische Eingriffe in Betracht gezogen werden.

Für Betroffene, die trotz der zur Verfügung stehenden Behandlungsmethoden weiterhin an Inkontinenz leiden, gibt es eine Vielzahl von Hilfsmitteln und Inkontinenzprodukten, die den Alltag erleichtern können. Dazu gehören Inkontinenzeinlagen, Schutzhosen, Bettschutzeinlagen und Urinalkondome.

Betroffene sollten offen über ihre Inkontinenz mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt, ihrer Familie und ihren Freund:innen sprechen. Dies kann helfen, Verständnis und Unterstützung in ihrem Umfeld zu schaffen, und ihnen dabei helfen, besser mit der Situation umzugehen.

Es ist uns wichtig, herauszustellen, dass Inkontinenz im Alter keine unvermeidliche Folge des Älterwerdens ist. Inkontinenz kann meist geheilt oder gebessert, aber immer gemanagt werden – es lohnt sich!

Next article