Bei Clarunis – Universitäres Bauchzentrum in Basel, profitieren Patient:innen von modernsten Operationsmethoden, bestem Fachwissen und neuster Forschung, wie Prof. Dr. Otto Kollmar im Interview erklärt.
Prof. Dr. med. Otto Kollmar
Chefarzt Stv. Viszeralchirurgie
Leiter Hepatobiliäre Chirurgie Clarunis – universitäres Bauchzentrum
Basel
Wie ist der aktuelle Stand der modernen Chirurgie für Operationen an der Leber und den Gallenwegen, wenn Patientinnen und Patienten bei Clarunis betreut werden?
Wir sind mit Clarunis in der Viszeralchirurgie, also der Bauchchirurgie, sehr gut und hochmodern aufgestellt. Durch die Zusammenarbeit des Claraspitals und des Universitätsspitals Basel betreuen wir nicht nur Patientinnen und Patienten mit den unterschiedlichsten, sondern auch seltensten Erkrankungen. Unsere Mitarbeitenden erhalten bei uns eine komplette, umfassende viszeralchirurgische und gastroenterologische Ausbildung. Das hat für Patientinnen und Patienten einen riesigen Vorteil, denn bei Clarunis werden nicht nur alle nur denkbaren Erkrankungen der Leber- und der Gallenwege behandelt, sondern alle unsere Mitarbeitenden kennen sich auch mit den normalen und seltenen Leberkrankheiten bestens aus. Wir arbeiten mit neuester Robotertechnik und verfügen über einen sogenannten OP 4.0, also einen hochmodern ausgerüsteten und komplett vernetzten OP im Claraspital und im Universitätsspital.
Warum steht denn gerade die Leber bei so vielen Erkrankungen im Fokus?
Die Leber ist ein Phänomen. Sie ist unser Energiezentrum und gleichzeitig auch unser Klärwerk. Die Leber ist im Prinzip unser körperliches Recyclingsystem, da sie nicht nur Essen verstoffwechselt, sondern auch Schadstoffe über die Gallen-säure in den Darm ausscheidet und sich diese eigenen Transportmoleküle wieder zurückholt, quasi recycelt. Sowohl im normalen, täglichen Leben als auch bei Erkrankungen steht die Leber damit im Mittelpunkt. Das bedeutet, dass auch bei Tumorerkrankungen die Leber sehr häufig im Fokus steht, weil sie einen Filter für das Blutsystem abgibt. Wenn Tumorzellen in die Blutbahn gelangen und dort überleben, landen sie häufig in der Leber. Wir sprechen hierbei von einem sogenannten Homing-Effekt. Das bedeutet, dass sich Tumorzellen ein Milieu suchen, in dem sie überleben können. Die Leber bietet dies an. Wenn Tumore etwa bei Darmkrebs, Brustkrebs oder Magen-/Speiseröhrenkrebs Metastasen bilden, ist die Leber häufig mitbeteiligt.
Sie haben gerade erwähnt, dass bei vielen Tumorerkrankungen die Leber ein wichtiger Metastasierungsort ist. Was können Sie hier Patientinnen und Patienten chirurgisch anbieten?
In den letzten 10 bis 15 Jahren hat sich in der Behandlung von Tumorerkrankungen sehr viel verändert. War früher bei Metastasierung nur mehr eine palliative Behandlung möglich, ist das heute anders. Die heutigen individuell angepassten Chemotherapien verkleinern die Tumore, so dass wir anschliessend chirurgisch Teile der Leber entfernen können – und zwar mit weniger Komplikationen und Schaden für die Patientinnen und Patienten, insbesondere dank des Einsatzes minimalinvasiver Techniken wie die laparoskopische und die Roboterchirurgie. Die Leber hat die Fähigkeit, sich zu regenerieren, und kann nach einer Teilentfernung wieder auf ihre ursprüngliche Grösse nachwachsen. Diesen Prometheus-Effekt können wir in der Chirurgie nützen. Wir erhoffen uns daher, auch für die Zukunft hier einen weiteren grossen Beitrag in der Behandlung von Tumorerkrankungen leisten zu können.
Clarunis bietet Patientinnen und Patienten modernste Chirurgie an. Welche Gründe gibt es für die von Ihnen angesprochenen minimalinvasiven Operationsverfahren?
Grundsätzlich sollten jeder Patientin und jedem Patienten zunächst minimalinvasive Operationsverfahren angeboten werden. Wir wissen, dass Patientinnen und Patienten viel weniger Schmerzen haben, schneller wieder genesen und dadurch früher wieder nach Hause können. Das ist für die Patientinnen und Patienten sehr wichtig. Im Rahmen von grossen offenen Operationen konnten wir die Rekonvaleszenzzeit bereits erheblich durch Verbesserung der Zugänge und der Techniken verkürzen. In den letzten Jahren haben wir auch bei minimalinvasiven Operationstechniken bei festen Organen wie der Leber grosse Fortschritte gemacht. Wir brauchen jedoch weiterhin universitäre Forschung, um die minimal-invasive Chirurgie / Roboterchirurgie noch besser und vielleicht in Zukunft für alle Patientinnen und Patienten möglich zu machen.
Inwiefern profitieren Patientinnen und Patienten von der Betreuung durch das Claraspital und das Universitätsspital Basel aktuell und in Zukunft?
Wir sind das viszeralchirurgische Zentrum in der Nordwestschweiz. Wir behandeln unsere Patientinnen und Patienten nach modernsten Kenntnissen und Standards, so wie es im Jahr 2022 sein sollte. Wir forschen selbst viel zu Lebertumoren und Lebermetastasen sowie im Bereich der Leberchirurgie und führen auch bei allen anderen viszeralchirurgischen Krankheits-bildern Studien durch. So bieten wir Innovationen direkt an, also von der Forschung direkt ans Patientenbett. Das ist für die Patientinnen und Patienten ein grosser Vorteil. In Basel arbeiten wir direkt mit der Tumorforschung der Pharma-industrie zusammen. Wir sind daher aktiv an der Neuentwicklung von Tumorthera-pien beteiligt und können unseren Patientinnen und Patienten neueste Studienergebnisse anbieten. Bei uns erhalten Patientinnen und Patienten daher nicht nur ein Rundum-sorglos-Paket nach aktuellem Kenntnisstand, sondern auch jederzeit eine forschungs-basierte universitäre Behandlung, insbesondere wenn bei seltenen oder auch fortgeschrittenen Krankheiten die Kenntnisse und Erfahrungen noch nicht international ausreichend evidenzbasiert vorhanden sind.