Im Alter wird der Prozess des Denkens natürlicherweise langsamer. Glücklicherweise kann das Gedächtnis jedoch trainiert werden. Im Folgenden finden Sie wertvolle Alltagstipps dazu.
Silvia Suter
Vorstandsmitglied SVGT
zert. Gedächtnistrainerin, Gerontologin für den Schweizerischen Verband für Gedächtnistraining
Was wollte ich hier im Keller? Wie war noch der Name?
Vergesslichkeit kann verschiedene Ursachen haben. Schlafmangel, Vitaminmangel, Nebenwirkungen von Medikamenten oder Stress zeigen sich in Form von Konzentrationsschwierigkeiten, Wortfindungsstörungen oder eben – Vergesslichkeit. Kommen noch Orientierungslosigkeit und Aufmerksamkeitsprobleme dazu und halten diese über einen längeren Zeitraum an, ist eine Abklärung sinnvoll.
Die alltägliche Vergessenheit
Unser Gehirn verfügt über eine Schutzfunktion, die dafür sorgt, dass nicht alle Umweltreize ankommen. So wird einer Reizüberflutung entgegengewirkt und sekundenschnell über wichtig und unwichtig entschieden. Da kann schnell viel verloren gehen und der spätere Abruf ist nicht möglich. Auch unsere Tagesverfassung ist nicht immer gleich. Vergessen hat also auch eine willkommene Wirkung.
Denken und Wissen trainieren und erhalten
Der natürliche Alterungsprozess bringt es mit sich, dass das Denken etwas langsamer wird. Genauer gesagt, die Prozesse des Denkens, während die Fähigkeit, erlerntes Wissen anzuwenden, recht stabil bleibt. Die gute Nachricht ist: Wir können unsere Hirnleistung trainieren! Die Entwicklung ist bis ins hohe Alter veränderbar (Plastizität).
Mit einem ganzheitlichen Gedächtnistraining stärken wir das Arbeitsgedächtnis und die kognitiven sowie exekutiven Fähigkeiten. Damit können wir die Herausforderungen im Alltag besser meistern und auf Veränderungen reagieren.
Was kann man trainieren?
Der Schweizerische Verband für Gedächtnistraining (SVGT) ist für die Förderung und Ausbildung eines hirngerechten, ganzheitlichen Trainings die erste Adresse.
Diese Fähigkeiten können trainiert werden:
- Aufmerksamkeit mit Wahrnehmung der Sinne
- Geistige Aufnahmefähigkeit durch gezielte Konzentrationsübungen
- Merkfähigkeit mit Gedächtnis- und Lernstrategien
- Sprachkompetenz durch Erweitern des Wortschatzes und kreativen Umgang mit der Sprache, Denkflexibilität
- Kognitive Beweglichkeit durch räumliches und logisches Vorstellungsvermögen
- Geistige Leistung durch Bewegung, Koordination, Geselligkeit und Humor
Stark im Alltag
Neben den bekannten Möglichkeiten wie gesunder Ernährung verbunden mit viel Trinken, gutem Schlaf, Bewegung und guter Gesellschaft können folgende Aktivitäten gut in den Alltag eingebaut werden:
- Woanders einkaufen gehen
- Mit der linken Hand Gesicht waschen, Haare kämmen
- Heute alles «Rote» wahrnehmen, abends aufschreiben
- Beim Waldspaziergang alle Geräusche wahrnehmen
- Ein Museum besuchen, jemandem den Weg und das Gesehene beschreiben
- Beim Gehen das Alphabet vorwärts und rückwärts laut sagen
- Oder die Dreier-, Siebner- und Neunerreihe rechnen
- Beim Gehen das Alphabet vorwärts und rückwärts laut sagen
- Oder die Dreier-, Siebner- und Neunerreihe rechnen
- Mit den Buchstaben des Wortes «Gedächtnis» neue Begriffe bilden
- Einen Text zusammenfassen
- Mit dem Anfangsbuchstaben E «heute Erlebtes» benennen
- Abends einen Dankbarkeitssatz aufschreiben
- Bewusst ein neues Musikstück hören
- Jemandem einen Buchtipp geben, davon erzählen
- Spielregeln verändern, neues Spiel ausprobieren
- Etwas Neues ausprobieren, Tanzschritte, Malen
- Eigene neue Alltagstipps erfinden, diese teilen
- Sich in einer anderen Reihenfolge anziehen, mit der ungeübten Hand
- Bei Nr. 1 beginnen und Aktivitäten verändern