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Im Interview erklärt Dr. Nicole Kamber, welche Behandlungsmöglichkeiten Patient:innen mit Multipler Sklerose haben und welchen Stellenwert dabei symptomatische Therapien auf Basis von Cannabiswirkstoffen einnehmen können.

Dr. med. Nicole Kamber

Spitalfachärztin Neuroimmunologie Inselspital, Universitätsspital Bern

Wie viele Menschen leben in der Schweiz mit Multipler Sklerose?

In der Schweiz sind etwa 15’000 Menschen an Multipler Sklerose erkrankt. Es handelt sich um die häufigste neurologische Erkrankung im jungen Erwachsenenalter, wobei der Erkrankungsgipfel bei etwa 30 Jahren liegt. Im Übrigen sind Frauen zwei- bis dreimal häufiger von Multipler Sklerose betroffen als Männer.

Welche Symptome treten bei Multipler Sklerose auf?

Die Symptome können sehr variabel sein. Deswegen wird die Erkrankung auch häufig als «Erkrankung der tausend Gesichter» bezeichnet. Multiple Sklerose manifestiert sich in Form von Schüben aufgrund von akuten Entzündungen im zentralen Nervensystem. Diese Entzündungen können beispielsweise den Sehnerv betreffen und innerhalb von Stunden bis Tagen zu Sehstörungen auf einem Auge führen. Wenn etwa das Rückenmark entzündet ist, können Patientinnen und Patienten an Gefühlsstörungen oder an einer Schwäche der Arme und Beine leiden. Es gibt ausserdem primär oder sekundär progrediente Verlaufsformen. Hier kann es beispielsweise zu einer langsam-schleichenden Verschlechterung der Gehfähigkeit kommen. Betroffene können auch an Koordinationsstörungen, Spastik sowie Blasenfunktionsstörungen leiden. Nicht selten sind Patientinnen und Patienten auch von einer Fatigue betroffen. Darunter versteht man eine übermässige geistige und körperliche Erschöpfung. Diese sehr variablen Symptome können sich auch untereinander negativ beeinflussen.

Welche Therapieoptionen gibt es bei Multipler Sklerose?

Man unterscheidet zwischen «drei grossen Säulen»: die akute Schubtherapie, verlaufsmodifizierende Therapie und die symptomatische Therapie. Optimalerweise sollten sich die symptomatischen und verlaufsmodifizierenden Therapien gegenseitig ergänzen. In den letzten Jahren hat sich das Therapiespektrum deutlich erweitert und wir haben heute eine Vielzahl an Medikamenten zur Verfügung, um weitere Schübe und die Krankheitsprogression zu verhindern, um so Betroffenen ein Leben mit geringen Einschränkungen zu ermöglichen. Da Patientinnen und Patienten aber weiterhin an verschiedenen Symptomen leiden können, ist es gerade im Zeitalter der grossen Therapielandschaft sicherlich wertvoll, den Blick auch auf die symptomatische Therapie zu richten.

Welche symptomatischen Therapien für Menschen mit Multipler Sklerose kennt die Medizin und welche Möglichkeiten gibt es für die Behandlung von Spastiken?

Neben Physio- und Ergotherapien gehören dazu auch Medikamente, welche Symptome wie zum Beispiel die Spastik behandeln. Durch die Kombination verschiedener Herangehensweisen können schmerzhafte Spastiken wirkungsvoll behandelt werden. Hier gibt es neben «klassisch» antispastischen Wirkstoffen auch Arzneimittel auf Basis der im Cannabis enthaltenen Wirkstoffe THC und CBD. Diese haben einen wachsenden Stellenwert in der symptomatischen Behandlung der Spastik, da man sowohl den schmerzlindernden als auch den antispastischen Effekt der Substanzen nützen kann. In der Schweiz gibt es einen zugelassenen Mundspray zur Behandlung der Spastik bei Menschen mit Multipler Sklerose, der im gleichen Verhältnis THC und CBD enthält. In klinischen Studien wurde gezeigt, dass keine «psychotropen» Nebenwirkungen zu erwarten sind.

Warum ist hierfür eine standardisierte medizinische Behandlung wichtig?

Es ist wichtig, dass wir als Ärztinnen und Ärzte gemeinsam mit Betroffenen ein Team bilden. So können wir auch das Ansprechen auf Therapien überprüfen. Das ist nicht immer einfach. Es gibt den subjektiven Eindruck der Patientinnen und Patienten, den wir mit objektiven Methoden zu überprüfen versuchen. Dieser oben erwähnte Mundspray auf THC- und CBD-Basis hat den Vorteil, dass er alle für die Zulassung notwendigen Studien durchlaufen hat und damit standardisiert untersucht wurde. Wir haben den klaren Auftrag, immer den Nutzen und die Risiken in der Behandlung von Patientinnen und Patienten abzuwägen. Der standardisiert-hergestellte Mundspray unterscheidet sich demzufolge klar von anderen Cannabinoidpräparaten, da er alle nötigen Zulassungskriterien der Swissmedic erfüllt. Wir wissen daher, in welcher Konzentration die Wirkstoffe in den Körper gelangen, welchen Nutzen und welches Sicherheitsprofil das Medikament hat. Somit hat diese Therapie einen relevanten Stellenwert in der symptomatischen Therapie und in der Behandlung von Spastiken.

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